Leica M3 mit Kodak Max400

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Nostalgie im Doppelpack

Es ist ein bisschen wie mit der CD, die einst der Tod der LP sein sollte, Digitaltechnik vs. Analogtechnik Der Sieger stand schnell fest aber die totale Niederlage stellte sich nicht ein. Die LP kommt wieder weil doch irgendwie etwas nicht von der Digitaltechnik abgelöst werden konnte, was doch noch eine Bedeutung hat und wenn es nur das Knacken und Rumpeln ist. Bei der Fotografie scheint es ähnlich zu laufen.

Belichtungsmesser Sekonic für Leica M3

Bei einem Trip nach München im November 2022 kam ich mit einem Mittarbeiter eines Foto-Fachgeschäfts in ein Gespräch über einen alten Bekannten aus meinen Anfängen mit der SW-Fotografie, einem Kodak T-Max400. Er sagte, das sie z.Z. grosse Lieferschwierigkeiten hätten und viele dieser Filme verkaufen würden. Es gibt auch Labore, die diese Filme entwickeln und scannen und irgendwie angefixt nahm ich spontan einen Film mit, den ich mit meiner frühen Regal-Leica M3 von 1955 ausprobieren wollte.

Mein Ziel war Antworten auf einige Fragen zu bekommen:

  1. Funktioniert die alte M3 noch nach Jahren im Schrank ?
  2. Wie komme ich mit der manuellen Bestimmung von Zeit und Blende klar?
  3. Wie ist die Qualität der Scans in den Laboren ?
  4. Ist die Rückkehr zur analogen Fotografie ein gestalterisches Mittel für mich ?

Erste Bilder

Handgriffe, die einst fix von der Hand gingen, fallen schwer. Früher habe ich in einer Kamera zwei Filme gehandelt, Bildzähler gemerkt, zurückgespult anderen Film eingelegt, einige Bilder gemacht und wieder den ersten Film rein. Bei der M3 habe ich dann mit dem Umgang der Spule gepatzt, der Film wurde nicht transportiert; was ich natürlich erst gemerkt habe, als gegen Ende des Films nicht der erhoffte Widerstand beim Spannen kam und der Bildzähler sich auf die “40” zubewegte.

Ich habe das dann mit Frust als Trockenübung abgehakt. Beim Zweiten mal hat es dann geklappt.

Belichtungsmessung

Von der gewohnt, vielfältigen Auswahl an verschiedenen Modi der Belichtungsmessung bleiben nur zwei übrig, Die Auflichtmessung, also die Messung am Objekt in Richtung Kamera oder die Messung des reflektierenden Lichtes am Objekt, oder vor der Kamera. Bei Landschaftsaufnahmen war ich sehr unsicher und habe weit streuende Messwerte erhalten. Es brauchte mehrere Versuche um einen Wert für den Himmel und einen für die Landschaft zu bekommen. Vielleicht wäre hier ein Belichtungsmesser mit Spot-Funktion der bessere. Im Netz gibt es Beträge von Belichtungsmesser-Freaks, die nur noch manuell messen und Einstellen.

Der gemessene Wert war dann wiederum nicht immer 1:1 and auf die M3 übertragbar. Beispielsweise der folgende Messwert des Sekonic L308:

1/125s bei Blende f2.07

An der M3 einstellbar sind hingegen:

Verschlusszeit: 1000, 500, 250 dann 100, 50, 25 dann 10, 5, 2, 1. 
Blende: 2, 2.8, 4, 5,6, 8, 11, 16

Die Folge ist immer eine Belichtungsserie um sicher eine brauchbare Belichtung zu bekommen. Ich brauche unfassbar viel mehr Zeit bis es mir gelungen ist die zwei bis drei Belichtungen eines Bildes gemacht zu haben. Aus heutiger Sicht ist das Handwerk der Herstellung eines gut belichteten Negativs wohl am besten zu lernen, wenn mann mit einer manuellen Kamera startet und so über viel Belichtungen ein Gefühl für Licht Zeit-Blenden-Pärchen und Filmempfindlichkeit entwickelt. Ein Punkt, den ich dabei verdrängen muss ist, dass ein Bild auf einmal wieder richtig Geld kostet.

Ein Auszug aus “Das Leica Buch” von Theo Kisselbach bringt es auf den Punkt:

Es ist ein Glückstag für Sie. Wir dürfen also annehmen, dass die Sonne scheint. Sie haben einen Film mittlerer Empfindlichkeit gewählt, einen "Allzweckfilm". Auf der Packung steht die Empfindlichkeitsangabe von 17/10 DIN. Während sie um eine Ecke biegen, sehen Sie, wie sich ein 5 jähriger Steppke auf Zehenspitzen bemüht, eine Postkarte in den Briefkasten zu werfen. Eine Frau kommt vorbei, setzt ihre Einholtasche ab und hilft dem Kleinen hoch. Es ist ein Motiv aus dem einfachen Menschenleben und Sie wollten es schnell einfangen. Aber die Entfernungseinstellung Ihrer Leica hätten Sie auf unendlich, die Blende auf 3.5 und die Belichtungszeit auf 1/25s stellen müssen.

Weitere, fehlende Selbstverständlichkeiten

  1. Kein Display zum check der Ergebnisse.
    Sollte eigentlich selbstredend sein, war für mich aber nicht so eine Beeinträchtigung, da ich das Display eher zum Ändern der Einstellungen verwende.
  2. Keine Geotags
  3. keine EXIF-Dateien
  4. Kamera am Auge behalten und das Motiv beobachten
    entfällt, da ja gespannt und Transportiert werden muss.

Erste Erkenntnisse

Ich erinnere mich an ein Diktiergerät, welches ich früher immer am Mann hatte um eben Lichtsituation, Motiv und die technischen Daten der Belichtung zu dokumentieren. Hier muss ich mich wieder zu der Disziplin zwingen, das bei jedem Bild zu tun. Die Motivwahl ist eingeschränkt. Schnelle Motive sind schon wegen des AF nicht machbar bei Portraits ist es ratsam vorher den Hinweis zu geben, dass die Aufnahme länger dauert, da alle an den schnellen Schuss von Smartphone und Co gewohnt sind.

Die Kosten sind zu beachten. Der Film liegt bei 12€, die Entwicklung mit Scan und Kontaktbogen bei 30€. {…}

Filmentwicklung im Internet

In meinem Labor war es Routine, doch leider gibt das nicht mehr. Also bleibt der Blick in das Internet. Fachlabore bieten den Service an, inkl. Kontaktbogen und Scan in verschiednen Auflösungen. Hier bin ich unsicherer. Ein Negativ sollte nach meinem Gefühl schon sehr präzise und Hochauflösend gescannt werden. Hier habe ich kein Gefühl wann ein Scan dem Negativ nahe kommt, oder ob sich an der Stelle überhaupt de Frage gestellt werden sollte: Macht das Sinn?

Ja, macht es, aber genau dann, wenn der Scan eine Qualität hat, die eine digitale Weiterverarbeitung zulässt. Die Auflösung des Scans sollte besser sein, als die Körnung des Films.

Nach Recherche im Netz habe ich mich für ein Labor in Leipzig entschieden, was nichts anderes macht, als Filme der verschiedenen Prozess zu entwickeln.

Erster Film:

Die Belichtung finde ich sehr gleichmäßig; die Fehlbelichtungen gegen Ende sind vermutlich durch versehentliches Öffnen der Kamera entstanden. Dennoch bin ich mir nicht sicher, ob es nicht auch an einer mechanischen Schwäche bei schnellen Verschlusszeiten liegen kann. Ich habe mich entschlossen einen zweiten Film zu belichten.

Zweiter Film:

Auch der zweite Film gibt mir noch nicht die Sicherheit, die ich brauche da es immer noch Bilder gibt, die diese schwarzen Streifen haben, oder gleich ganz falsch belichtet sind. Bei Letzterem kann ich leicht die Ursache bei mir finden, bzw. es beim nächsten mal besser machen, aber diese Streifen kann ich mir nicht erklären.

(Wie) mache ich weiter ?

Die M3 funktioniert wahrscheinlich nicht so ganz 100%ig, hier würde ich mal einen Check durchführen lassen. Die Scans sind aus meiner Sicht nicht wirklich zu gebrauchen. Sie sind gecropt, so dass der schwarze Rand nicht sichtbar ist (Beispiel einfügen)

Die Alterantive dazu ist selber scannen und im folgenden Video ist das Wie und Was man dazu braucht sehr gut beschrieben.

Selber scannen braucht zusätzliches Equipment und lohnt sich nur wenn viel analog fotografiert wird.

Der gestalterische Aspekt der analogen Fotografie interessiert mich für meine Arbeit, weil es der nächste fokussierende Schritt auf das Motiv ist. Das Motiv muss “handwerklich” ausgearbeitet werden was die Arbeit unterstreicht. Es wird sich um einige wenige Motive handeln, so dass ich mir gut vorstellen kann die M3 mit der Q2 monochrom einzustecken.

Die Digitalisierung des Labors durch Produkte von Adobe und Co bietet Möglichkeiten, die keine manipulativen Grenzen mehr kennen. Es scheint auf eine Entscheidung hinauszulaufen. Poweruser von Bildverarbeitender SW oder handwerklich gut ausgebildeter analoger Fotograf. Vielleicht doch beides ? Richte ich mir wieder ein Labor ein um volle Kontrolle über den Prozess zu bekommen? Authentizität wird in jedem Fall an Bedeutung gewinnen. Ich erinnere mich, dass ich den Belichtungsrahmen aufgefeilt habe, damit auf dem Abzug das Bild mit einem dunklen Rand des Negativs mit der Bildnummer mit einbelichtet werden konnte, als “Beweis”, das es sich nicht um einen Bildausschnitt handelt.

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